Programm der Winterschule 2012: »Ungleichheit«
Die Anmeldung zum Mittag- und Abendessen ist vormittags bis 12:00 Uhr möglich.
Samstag, 14.1.2012
10:00 - 11:00 Uhr
Ankommen, Anmeldung und Vorstellung der ReferentInnen
11:00 - 13:00 Uhr | Vortrag und Diskussion
Die wahren Ursachen der multiplen Krisen und deren Bedeutung für unsere Zukunftsvision (Bruno Kern)
Bis 2007 hatten Ökonomen gedacht, sie hätten aus vergangenen Wirtschaftskrisen so viel gelernt, dass jede neue Krise leicht beherrschbar und überwindbar sei. Die gegenwärtige Krise aber dauert nun schon über vier Jahre, und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Standard-Ökonomen sind mit ihrem Latein am Ende. Für Bruno Kern lässt sich diese Krise nur verstehen, wenn man begreift, dass es Grenzen des Wachstums gibt und dass sie schon spürbar geworden sind. Diese Erkenntnis führt zu einem Paradigmenwechsel in allen Bereichen des menschlichen Lebens.
Bruno Kern ist Mitglied in der Initiative Ökosozialismus.
Homepage: www.oekosozialismus.net
13:00 - 14:30 Uhr
Mittagessen
Um Anmeldung wird dringend gebeten.
14:30 - 16:30 Uhr | Drei Arbeitsgruppen
AG 1. Ökosozialismus (Bruno Kern)
In der Arbeitsgruppe wird Bruno Kern darüber sprechen, was für eine Alternative zum Kapitalismus sich notwendiger- und logischerweise aus seiner Krisenanlyse (siehe Vortrag am Vormittag) ergibt. Für ihn ist das Ökosozialismus. Nach seinem Einführungsreferat können die AG-Teilnehmer seine Konzeption des Ökosozialismus kritisieren oder sie sich weiter erläutern lassen.
AG 2. Wachsende Ungleichheit: Fakten und Folgen (Michael Köhler, Raúl Claro)
Als Gerhard Schröder 2005 das Kanzleramt verließ, war die Arbeitnehmerschaft materiell und rechtlich deutlich schlechter gestellt als bei seinem Amtsantritt im Jahr 1998. Um den Sozialstaatsabbau nicht nur feststellen sondern auch verstehen zu können, müssen die neoliberalen Wurzeln dieser Sozialpolitik aufgedeckt werden.
So wächst die Ungleichheit, besonders in Deutschland, aber auch in den anderen Ländern. Warum sie mit zu den tiefen Ursachen der Krise zählt, wird in der Arbeitsgruppe erläutert.
Michael Köhler, Dipl. Päd., war als Sozialplaner, Abteilungsleiter und stv. Jugendamtsleiter 30 Jahre im Sozialreferat der LH München tätig. Raúl Claro, Dipl. Psych. Attac-AK »Grundlagen« und »Nachhaltige Entwicklung«.
AG 3. Eine Marktwirtschaft ohne Klassen: Die Wirtschaftsdemokratie von David Schweickart
(Achim Brandt)
Wirtschaftliche Ungleichheit ist typisch für den Kapitalismus: Es gibt einerseits Kapitaleigentümer, die »ihr Geld für sich arbeiten lassen«, andererseits die große Zahl derer, die nur von Arbeitslohn leben. Diese Teilung der Gesellschaft in Klassen führt zu Ausbeutung, Überproduktion, Absatzkrisen und Wachstumszwang und zum Fehlen von Demokratie in der Wirtschaft. Gibt es eine Marktwirtschaft ohne diese Klassenspaltung? David Schweickart (Chicago, kürzlich in München) hat mit der »Economic Democracy« (ED, Wirtschaftsdemokratie) ein solches Modell vorgelegt. Im Workshop sprechen wir über sein Buch »After Capitalism«: Wie funktioniert das mit den Klassen? Wie schafft es die Economic Democracy, sie zu überwinden? Welche Wege des Übergangs gibt es? Und wir vergleichen die ED mit der GWÖ.
Achim Brandt ist Ingenieur und Mitglied bei Attac München mit Schwerpunkt alternative Wirtschaftsmodelle.
16:30 - 17:00 Uhr
Kaffee/Tee
17:00 - 19:00 Uhr | Debatte
Gemeinwohl-Ökonomie und Ökosozialismus: Gemeinsamkeiten, Unterschiede (Bruno Kern, Christian Felber, Publikum)
Die »Gemeinwohl-Ökonomie« nach Christian Felber ist dazu gedacht, Werte im unternehmerischen Tun wirtschaftlich zu verankern. Der Anreiz der wirtschaftlichen Betätigung soll nicht Gewinnmaximierung sondern die Förderung des Gemeinwohls sein. Der »Ökosozialismus« soll auf die Bedrohung der menschlichen Lebensgrundlagen – und dadurch der Gesellschaft insgesamt – eine realistische Antwort geben. Was gibt es für Gemeinsamkeiten, was für Unterschiede zwischen diesen beiden Zukunftsansätzen?
19:30 - 23:00 Uhr | Abendessen und allgemeiner Austausch
Was könnte man tun – allein – gemeinsam? (Moderation: Renate Börger)
Die Themen des Tages haben gemeinsam, dass sie Wege vorschlagen, die von der etablierten Politik abweichen. Als Zivilgesellschaft und als Attac sind wir gefragt. Was wollen wir tun, welche Schritte wollen wir gehen? Welcher Widerstand, welche Alternativen, welche Lebensumstellungen sind uns möglich?
Renate Börger ist Journalistin und Gründungsmitglied von Attac München.
Sonntag, 15.1.2012
10:30 - 11:00 Uhr
Aufwärmen mit Samba (Sue Dürr und Raquel Sommer)
11:00 - 13:00 Uhr | Vortrag und Diskussion
Rettungsprogramm für den Euro! (Christian Felber)
Mit den derzeitigen Rettungsprogrammen retten die Regierungen den Euro zu Tode. Dabei gäbe es einen einfachen und eleganten Weg, den Euro zu retten und die Finanzmärkte zu »entwaffnen«. Dieser Weg soll aufgezeigt werden. Darüber hinaus wird die Sinnfrage des Euro gestellt. Dabei kommen die Konstruktionsfehler der Europäischen Union zutage, ihr Demokratiedefizit – und ihr Sinn und Zweck. Die Eurokrise ist eine Chance für eine demokratischere EU.
Christian Felber, geb. 1972 in Salzburg, Gründungsmitglied von Attac Österreich, freier Publizist und Referent zu Wirtschafts- und Gesellschaftsfragen.
13:00-14:00 Uhr
Mittagessen
Um Anmeldung wird dringend gebeten.
14:00 - 16:00 Uhr | Drei Arbeitsgruppen
AG 1: Arbeit für alle durch Arbeitszeitverkürzung (Attac-Arbeitskreis »ArbeitFairTeilen«)
Millionen Menschen leben von Hartz IV, während viele bis zu 50 Stunden arbeiten. Verarmung auf der einen Seite, Angst vor Erwerbslosigkeit auf der anderen. »30 Stunden für alle« könnte die Erwerbslosen in Arbeit bringen und den Erwerbstätigen den Druck am Arbeitsplatz nehmen. Arbeitszeitverkürzung ist die logische Konsequenz von steigender Produktivität.
AG 2: Ausgeglichenheit – Warum größere Gleichheit Gesellschaften stärker macht (BernhardThomas)
Der frierende Bettler vor der Glitzerfassade einer Grossbank. Stimmt es, dass Ungleichheit eine Bedingung für Leistung und Produktivität ist? Zwei britische Sozialforscher haben jahrelang den Einfluss von Ungleichheit auf eine Gesellschaft untersucht hinsichtlich Kindersterblichkeit, Kriminalität, Gesundheit und eben Reichtum untersucht.
AG 3: Ist unser bestehendes Wirtschaftssystem reformierbar? (Attac-Arbeitskreis »Finanzmarkt«)
Wir untersuchen, ob, bzw. wie unser bestehendes Wirtschaftssystem in unserem Sinne reformiert werden könnte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer Analyse des herrschenden Geld-, Finanz- und Staatsfinanzierungssystems. Durch welche Mechanismen befördert dieses System Ungleichheit? Wie könnten diese Mechanismen umgebaut oder genutzt werden, um Gleichheit zu fördern?
16:00-17:30 Uhr
Kaffee/Tee und Abschlussrunde: Zusammenfassung – »Gefällt mir« – Abschiedstanz
Hier ist das Programm als PDF.